Zwar weniger Bahnen, dafür Spendenrekord

Eigentlich ist der Name Schwimm-Marathon ja eine gnadenlose Untertreibung, denn rechtverstanden umfasst die traditionelle Marathonstrecke 42,195 Kilometer und diese wurden bei Ostbelgiens größter Breitensportveranstaltung gestern erneut gleich dutzendfach zurückgelegt.

Zwar fielen bei der zehnten Auflage die Wachstumsraten nicht mehr so groß aus, dies hat aber weniger mit einer abklingenden Begeisterung der Teilnehmer zu tun, sondern vielmehr mit natürlichen Grenzen, an die die Organisatoren bereits im letzten Jahr gestoßen waren. Diesmal musste zum Beispiel ein Anmeldestopp bei Schülern vorgenommen werden, obwohl in schöner Regelmäßigkeit Busse vorfuhren und Schüler in Scharen herankarrten.

Dennoch konnte ein neuer Rekord vermeldet werden: Die über das Spendentelefon erzielten Einnahmen konnten im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden und erreichten eine neue Höchstmarke: »Es sind bislang 8375 Euro an Spendenversprechen eingegangen«, erklärte Karl-Heinz Hergenhahn, der »Mann am Hörer«, gestern um 20 Uhr. Wer an weiteren Spenden interessiert ist, kann diese auf das Konto des Eupener Lions Club, Nummer 248-0063983-90, versehen mit dem Stichwort Schwimm-Marathon, überweisen. Auf der anderen Seite ging die Schwimmleistung leicht zurück und wurden 78 612 Bahnen zurückgelegt. Im vergangenen Jahr war eine Bestmarke von 83 223 Bahnen erreicht worden. Trotzdem wird der Gesamterlös höher ausfallen, da mehr Kinder schwammen und für deren Bahnen zahlen die Lions Clubs jeweils 25 Cent (Erwachsene 15 Cent).

In neun Jahren Schwimm-Marathon (gestern fand die Veranstaltung zum zehnten Mal statt) haben sich feste Rituale entwickelt und so springen am letzten Mittwoch im Januar vormittags traditionell die Primarschüler ins Wasser, während nachmittags ihre Kollegen von den Sekundarschulen ihre Bahnen ziehen. Davor und danach sinkt der Lärmpegel in den Schwimmhallen von Eupen, Kelmis, St.Vith und Bütgenbach deutlich ab, da sich die Erwachsenen doch etwas gesitteter verhalten, wenngleich dies keinesfalls als Kritik am fröhlichen Gelächter und den Anfeuerungsrufen der Kinder und Jugendlichen verstanden werden soll.

Die Aussage des elfjährigen Thibaut von der Französischen Schule in Eupen dürfte wohl Allgemeingültigkeit besitzen, konnte er zwar keine genaueren Angaben machen, wozu das von ihm erschwommene Geld denn später verwendet werde, aber eins wusste er genau: »On s' amuse bien!«. Ob Karl-Heinz Lambertz auf der Suche nach Vergnügen war, entzieht sich unserer Kenntnis, Fakt ist jedoch, dass der Ministerpräsident im Eupener Schwimmbad keine abgesperrte Bahn für sich in Anspruch nahm, sondern sich mitten ins Getümmel stürzte. Das Risiko, bei diesem Unterfangen kleinere Nackenschläge zu kassieren, dürfte ihm als Politiker vielleicht irgendwie bekannt vorgekommen sein...

Die Ruhe hatten hingegen seine liberalen Ministerkollegen Bernd Gentges und Isabelle Weykmans am Vorabend bzw. frühen Morgen vorgezogen. Weykmans wurde von ihrem Kabinett unterstützt (auch Oliver Paasch, der mit 48 Bahnen Sieger des »Ministerduells« wurde, und sein Kabinett nahmen am Schwimm-Marathon teil) und legte selber beachtliche 35 Bahnen zurück. Dies war aber gerade einmal ein Drittel der Leistung des knapp zwölfjährigen Sebastien, der schon im Vorjahr 100 Bahnen schwamm und gestern nochmal fünf Längen draufpackte: »Müde bin ich kaum. Ich komme regelmäßig mit meiner Oma schwimmen, aber ich gehöre keinem Verein an«, kommentierte er lapidar, ehe er mit seinen Klassenkameraden erneut ins Wasser sprang und dies am Nachmittag ein drittes Mal wiederholte.

Erwähnenswert auch die Beteiligung von Personen, die auf Grund einer Behinderung in der Hergenrather Tagesstätte selber auf Hilfe angewiesen sind, aber sich dennoch für den »Kampf gegen die neue Armut« in der Deutschsprachigen Gemeinschaft engagierten. Dabei wollten sie sich auch nicht stören lassen, denn kaum hatte einer der Schwimmer in der Kelmiser Schwimmhalle dem Berichterstatter zur Begrüßung die Hand gereicht, verabschiedete er sich auch schon wieder: »Tschüss, ich muss schwimmen!«