19. Schwimmarathon, Nicht nur Rekorde im Blick !

Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind beim Schwimm-Marathon die Schulkinder.
Von 8 Uhr bis in den späten Nachmittag ziehen auch die Schüler der DG in den vier Bädern fleißig für den guten Zweck ihre Bahnen. Fotos: GE-Archiv

Von Michael Reul

Einige Triathleten sind schon gestartet, heute Abend folgen die Wasserballer und morgen ist der Rest an der Reihe: Der Schwimm-Marathon geht in seine 19. Runde. Das Konzept hat sich bewährt. Mittlerweile kommen jedes Jahr über 50.000 Euro zusammen, die die karikativen Vereine gut gebrauchen können.

Über das Autoradio hat Andreas Bickel bei einer Fahrt durch Ostbelgien vor einigen Jahren die BRF-Reportage vom Schwimm-Marathon in der Deutschsprachigen Gemeinschaft verfolgt und war begeistert von der Aktion. Der Lehrer der Deutschen Schule Brüssel meldete sich wenig später bei den Organisatoren und wollte wissen, ob auch er mit seinen Schülern an der nächsten Auflage der Veranstaltung teilnehmen könne. Seit diesem Kontaktgespräch gehören rund 50 Jugendliche von der Deutschen Schule zu den regelmäßigen Teilnehmern des Schwimm-Marathons. Auf eigene Kosten reisen sie im Nachmittag per Bus in Eupen an, schwimmen eine Stunde und überreichen zum Abschluss noch einen Umschlag mit einer Spende für die Bedürftigen in der Region.

Dies ist nur eine von vielen Initiativen, die seit nunmehr 19 Jahren ergriffen werden und den Erfolg des Schwimm-Marathons ausmachen. Von den rüstigen Rentnern beim Frühschwimmen über die Mitglieder von Pfarrgruppen, Elternräten, Sportvereinen, Serviceclubs bis hin zu den schwimmenden Polizisten, Soldaten, Politikern und Karnevalisten ist alles vertreten, was einen Querschnitt durch die ostbelgische Gesellschaft ausmacht.

Die wenigsten von ihnen sind geübte Schwimmer, legen sich aber für das Ziel des Schwimm-Marathons, den Kampf gegen die neue Armut, genauso ins Zeug, wie die Schulkinder und Jugendlichen, die mit ihren Klassen dabei sind und ihre Begeisterung durch ohrenbetäubendes Anfeuern lautstark zum Ausdruck bringen. Dabei ist es keinesfalls selbstverständlich, sich mitten im Winter bei klirrender Kälte auf den Weg ins Hallenbad zu machen.

Diesen Widrigkeiten zum Trotz überzeugt das Konzept des Schwimm-Marathons: Sport, Spaß und Solidarität. Natürlich tun die Schwimmer mit ihrem Einsatz etwas für ihre eigene Fitness, doch erst die Gemeinsamkeit mit den anderen Teilnehmern und die Gewissheit, zum Gelingen einer einzigartigen Solidaritätsaktion beizutragen, vermitteln die ganz besondere Genugtuung. Dass der Schwimm-Marathon, der vor nunmehr 19 Jahren als Sportnachmittag für Sekundarschüler vom damaligen Sportinspektor Paul Ortmann ins Leben gerufen wurde, mit über 3.000 Teilnehmern einmal zur größten Breitensportveranstaltung der Region würde, hätte sich der Initiator nicht träumen lassen: „Die Schulkinder und Jugendlichen sowie die Ausdauerathleten sind von Beginn an Garanten für viele Teilnehmer und noch mehr geschwommene Bahnen gewesen. Allerdings haben wir uns in den ersten Jahren recht schwer getan, die Bevölkerung zur aktiven Teilnahme zu bewegen. Dank unzähliger Initiativen von Einzelpersonen und Gruppen ist das heute überhaupt kein Problem mehr: Die Bäder sind von 6 bis 20 Uhr fast voll und die Resonanz am Spendentelefon wird immer besser“, schwärmt Paul Ortmann.

Auch in diesem Jahr werden neue Initiativen dazu beitragen, die Resonanz des Schwimm-Marathons weiter zu vergrößern. Nach dem bewährten St. Vither Muster sind jetzt auch die Frühschwimmer in Bütgenbach erstmals zum gemeinsamen Frühstück eingeladen. Im neuen Kelmiser Schwimmbad, das diesmal seine Schwimm-Marathon-Premiere erlebt, wird sich von 6 Uhr früh bis zur legendären Wasserpolonäse der Karnevalisten am Abend wieder einiges tun. Mit der Rückkehr ins eigene Bad hat sich auch Egide Sebastian als Hauptsponsor zurückgemeldet. Der Unternehmer und Präsident des örtlichen Fußballvereins wird die Kelmiser Nutznießer des Schwimm-Marathons mit einer beachtlichen Summe unterstützen. Das ist keine Besonderheit, sondern gehört zu den Grundregeln des Schwimm-Marathons: Das Geld der Spender und Sponsoren wird über karitative Vereinigungen den Bedürftigen der jeweiligen Gemeinde zugeleitet, ohne Abzug von Kosten. „Die Veranstalter des Schwimm-Marathons stehen dafür gerade, dass jeder Euro, der gespendet oder erschwommen wird, tatsächlich den Notleidenden in der Region zukommt“, sagt der Pressesprecher des Schwimm-Marathons, Karl-Heinz Hergenhahn vom Eupener Lions Club.

Neben der Crew des Sportministeriums bilden die Lions Clubs aus Eupen und St. Vith die Säulen des Schwimm-Marathons. Gemeinsam mit ihren Sponsoren bringen sie das Geld auf, um jede geschwommene Bahn mit jeweils 20 Cent zu honorieren. Bei inzwischen über 100.000 Bahnen sind dies immerhin mehr als 20.000 Euro - pro Ausgabe wohlgemerkt.

Wie groß die finanzielle Not der Bedürftigen in der Region ist, davon berichten die Verantwortlichen der Hilfsorganisationen im Norden und Süden der DG, denen der Ertrag zufließt, immer eindringlicher. „Ohne die Spendengelder des Schwimm-Marathons könnten wir schweren Herzens nicht mehr allen Menschen helfen, die sich in ihrer Verzweiflung an uns wenden“ fasst Felix Hahn vom Eupener Vinzenzverein die Situation zusammen.

Bei einem Ertrag von mehr als 50.000 Euro pro Ausgabe wird die Luft für Rekorde immer dünner. Doch letztlich ist ein neuer Rekord gar nicht das Ziel der Veranstalter. Vielmehr würden alle unterschreiben für ein gutes Ergebnis in der Größenordnung der letzten Jahre.

Zahlreiche Bilder vom Schwimm-Marathon veröffentlicht das GrenzEcho am Mittwoch im Internet unter http://www.grenzecho.net/fotos und am Donnerstag in der Zeitung.