27.01.2000
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Jede Länge wurde mit zehn Franken honoriert.

750000 Franken für Kampf gegen Neue Armut - Über 52000 Bahnen geschwommen - Kopie im Aachener Raum möglich

5. Schwimm-Marathon ließ alle Rekorde purzeln

Über 3000 Ostbelgier tummelten sich gestern in den Schwimmbädern in Bütgenbach, Eupen, Kelmis und St.Vith und ließen bei der fünften Auflage des Schwimm-Marathon alle bestehenden Rekorde purzeln.

Die endgültigen Zahlen lagen gestern Abend bei Redaktionsschluss noch nicht vor, doch stand um 20 Uhr fest, dass die bisherige Bestmarke von 680000 Franken aus dem Vorjahr als Rekord aus den Büchern gestrichen werden konnte, nachdem eine riesige Solidaritätswelle durch ganz Ostbelgien geschwappt war. Rund 750000 Franken lautete die vorläufige Bilanz der Organisatoren des Pädagogischen Zentrum Sport und Schule, das die größte Breitensportveranstaltung in unseren Breitengraden mit immer größer werdendem Erfolg durchführte.

Entscheidend für dieses Super-Ergebnis waren die Leistungen der aktiven Schwimmer, die in allen vier Bädern zu Steigerungen gegenüber den Vorjahren fähig waren und dem Gesamtergebnis das entscheidende Plus gaben. Zunächst sorgte Eupen gestern Abend mit 14910 Längen für einen neuen Rekord.

Elf Kilometer von Koch

Maßgeblichen Anteil daran hatten fünf Triathleten, von denen vier (Peter Hermanns, Patrick Godesar, Michel Mattens, Bernd Cormann) je 400 Bahnen und somit je zehn Kilometer zurücklegen und der ehemalige Leistungsschwimmer Elmar Koch noch einen weiteren Kilometer drauflegte.

Doch kurz nach 20 Uhr legte St.Vith nach und toppte auf der anderen Seite des Venns diese Leistung. Nach den 10800 Bahnen, die über Tage zustande gekommen waren, schraubte die Schwimmschule St.Vith die Gesamtzahl mit über 4300 Längen auf über 15130 hoch und ließ damit erstmals in einem Bad die 15000er Marke fallen.

Auch in Südtirol am Start

Aber auch in den Bädern in Kelmis und Bütgenbach wurden die bisherigen Bestleistungen ausgelöscht. In Kelmis erreichte man 11100 Längen (+ 1100), und in Bütgenbach wurde 10940 Mal angeschlagen (+ 1600). Hinzu kamen noch 600 Bahnen im fernen Südtirol, wo die Gemeindeschulen aus Hergenrath und Herbesthal sowie die Französischsprachige Schule aus Eupen im Rahmen ihrer Schneeklasse ins Wasser sprangen.

Damit war auch der Gesamtrekord des Vorjahres von 44 000 Längen völlig in den Wind geschrieben. Über 52000 Mal wurden die Lions-Clubs aus Eupen und St.Vith für eine Spende von zehn Franken zur Kasse gebeten, die zur Belohnung für jede geschwommene Länge angekündigt worden waren.

Während die aktiven Teilnehmer zulegten, erreichte der Belgische Rundfunk am Spendentelefon praktisch ein Status quo zu den Vorjahren. 130 Anrufer meldeten sich und spendeten zwischen 100 und 10000 Franken. Sowohl Kinder, die etwas von ihrem Taschengeld abspeisten, bis hin zu Betrieben, wo in allen Abteilungen gesammelt wurden, meldeten sich unter der bekannten Rufnummer. Nach einem guten Auftakt hatten das Spendentelefon im Laufe des Tages über weite Strecken nicht so häufig wie in den Vorjahren geklingelt, doch legten die ostbelgischen Bürger einen Schlusspurt hin, der noch 220000 Franken zusammen kommen ließ.

Über 740 000 Franken werden somit nach dieser Veranstaltung im Kampf gegen die Neue Armut in Ostbelgien eingesetzt werden können. Die Vinzenzvereine aus Eupen und Kelmis sowie Caritas St.Vith werden das Geld sicherlich sinnvoll hier in der Deutschsprachigen Gemeinschaften einzusetzen wissen und die Armut zumindest ein ganz klein wenig verkleinern können.

Der Tag hatte zweifelsohne schon verheißungsvoll begonnen. Zum einen hatte bereits der Triathlon Club Bütgenbach am Dienstagabend eine solide Basis im Hallenbad von Worriken gelegt.

Um 6 Uhr sprangen dann am Mittwoch die ersten Schwimmer in Eupen ins Wasser. Die Morgenschwimmer, die täglich den Tag mit einigen Längen im Becken am Stockbergerweg beginnen, sorgten auch gleich für 1000 Längen.

Großzügige Lions-Clubs

Die breite Masse erreichte dann um 8 Uhr die vier ostbelgischen Bäder. Die Schüler aus den Primarschulen waren wieder voller Begeisterung mit von der Partie: »Manche sind völlig übermotiviert und verlieren aufgrund völliger Begeisterung jegliche Technik«, meinte ein Beobachter in den frühen Morgenstunden im St.Vither Bad.

Allenorten stürzten sich die Kids ins Wasser und spulten eine Bahn nach der anderen ab und freuten sich über jedes Scherflein, dass sie zu dem Gesamtergebnis beisteuern konnte. »Wir wollen natürlich, dass möglichst viele Bahnen geschwommen werden«, versicherte Unterrichtsminister Bernd Gentges in seiner Eigenschaft als Präsident des Eupener Lions-Clubs. Von Knausrigkeit also keine Spur. Jede Bahn sollte belohnt werden. Die Kassierer der Lions-Clubs werden mit Freude den zugesagten Betrag überweisen, auch wenn dieser schon wieder höher lag als 1999.

Da die Schwimmzeiten weiter ausgedehnt worden waren, konnten mehr Gruppen gefasst werden, was praktisch in allen Bädern bereits zur Mittagsstunde neue Rekordergebnisse erwarten ließ. »Es läuft wie geschmiert«, freute sich zu diesem Zeitpunkt Norbert Kever vom PZ Sport und Schule. Insgesamt 258 Gruppen hatten sich zu diesem Rekordfestival eingeschrieben.

Nach der Volksschülern waren die Sekundarschulen, Vereine und Gruppen sowie Einzelschwimmer an der Reihe. In Kelmis machte sich ein Grippevirus bemerkbar, der viele Schwimmer das warme Bett dem kühlen Nass vorziehen ließ.

Ein Renner wurde in Eupen das Schwimmen für Privatpersonen. »Das Ganze hatte am Ende Volksfestcharakter. Da war Jott und Pott am Start«, kommentierte BRF-Redakteur Michael Reul die Anwesenheit von ganzen Familien, die für ein grandioses Finale sorgten

Dass der Schwimm-Marathon bald exportiert wird, ist mehr als wahrscheinlich. Über die Christliche Ostbelgische Krankenkasse (COK), die seit den Anfangsjahren als Mitorganisator auftritt und in diesem Jahr für die Schulen Sporttaschen sowie für die Kinder Äpfel und Müsli-Riegel bereit hielt, beteiligte sich auch der Kooperationspartner der AOK Rheinland an dieser Aktion.

Marathon als Exporthit?

Rund 30 Schüler des Berufskolleg und kaufmännische Schule 2 beteiligten sich in Kelmis an dieser Aktion in Ostbelgien: »Das ist sicherlich eine ganz tolle Sache. Wir wollen zunächst uns aber hier weiter einbringen, ehe wir vielleicht etwas eigenes aufziehen«, versicherte der anwesende AOK-Regionaldirektor Günther Merkens. Der Schwimm-Marathon als Exportschlager. Warum nicht?

Heinz Gensterblum

Die Ergebnisse

St.Vith:
15134 Längen
(+ 1600)
Eupen:
14910 Längen
(+ 3000)
Luttach:
600 Längen
Bütgenbach:
10941 Längen
(+ 1600)
Kelmis:
11100 Längen
(+ 1100)
 

52685 x 10 F = 526850 F

Spendentelefon: 220000 Franken

Vorläufiges Gesamtergebnis : 746850 Franken